Wie sieht zeitgemäßer, handlungsorientierter Unterricht aus?
Zeitgemäßer handlungsorientierter Unterricht unterscheidet sich in meinem Verständnis deutlich von seinen Vorläufern wie dem Task-based Learning, das genaue Strukturvorgaben für den Unterricht im Rahmen des task cycle vorgibt.
Zeitgemäßer, handlungsorientierter Unterricht verschreibt sich zwar klassischer Prinzipien der Handlungsorientierung wie beispielsweise der Produkt- und Prozessorientierung, bleibt aber in seiner Kompetenzorientierung und im konstruktivistisch-individualisierten Ansatz offener und schließt explizit digital gestütztes Lernen und Lehren mit ein.
Im Folgenden möchte ich Ihnen meinen didaktischen Ansatz bei der Konzeption von Lernaufgaben kurz vorstellen.
Prozess- und Produktorientierung
Innerhalb der Unterrichtssequenz steht Erfahrungslernen, das vom Philosophen John Dewey geprägte learning by doing im Fokus. Innerhalb der Rahmenstruktur der Sequenz (séquence) erarbeiten die Lernenden sich ihr Wissen schrittweise und festigen wichtige Teilkompetenzen, die für die finale Lernaufgabe (tâche) benötigt werden. Das finale Produkt ist dabei stets präsent, sodass diese Aussicht auf Erfolg zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand motiviert.
Kompetenzorientierung
Innerhalb jeder Sequenz werden eine Vielzahl an Kompetenzen, wie das Lese- und Hörverstehen, die Schreib- oder Sprechkompetenz sowie die Mediation geschult.
Blended Learning
Beim gelungenen Blended Learning kombiniert und variiert die Lehrkraft Lernorte, Lernmaterialien und passgenaue digitale Werkzeuge so geschickt, dass der gesamte Unterricht inklusive der Hausaufgabe verbessert wird. Wie bei der Mischung mehrerer Brände beim Blended Whiskey ist es das Ziel, Stärken der analogen und digitalen Lernwelten zu kombinieren und Schwächen gegenseitig zu kompensieren. Das Lernen findet dabei flexibel im Klassenzimmer oder zuhause sowie analog oder am digitalen Endgerät statt.
Nähe der Lernenden
Für die Unterrichtssequenzen werden lernernahe Blickwinkel auf die komplexen landeskundlichen Themen gewählt und auch die Aufgabenstellung und das Zielformat der finalen tâche orientieren sich an der Lebens- und Erfahrungswelt der Lernenden.
Aktivierung der Lernenden
Mittels der in der Sequenz angebotenen Aufgaben setzen sich die Lernenden aktiv mit den landeskundlichen Inhalten auseinander und festigen den Themenwortschatz.
Individualisierung und Differenzierung
Wann immer möglich werden die individuellen Neigungen und Interessen der Lernenden miteinbezogen und individuelle Schwerpunktsetzungen erlaubt. Die Schwierigkeit der Lernaufgaben kann durch die Themenwahl beeinflusst werden, leistungsschwächere Lernenden können beispielsweise durch die Zusammenarbeit in Tandems oder Kleingruppen unterstützt werden.
Authentizität
Für die Unterrichtssequenzen wird ausschließlich auf authentisches Material zurückgegriffen, ggf. werden die Lernenden durch Annotationen unterstützt.
Welche Ziele verfolgt handlungsorientierter Unterricht?
Eine handlungsorientierte Lernaufgabe ist Teil einer vielschichtigen Unterrichtseinheit, die sich unterschiedlicher Parameter verschreiben kann. Auch wenn alle in der Matrix gezeigten Parameter wichtige Bestandteile erfolgreichen und zeitgemäßen Unterrichts sind, so ist es unmöglich, alle in gleichem Maße innerhalb einer Unterrichtseinheit zu bedienen.
So empfiehlt sich aus der pädagogischen Praxis heraus eine Wahl von drei bis fünf Parametern pro Lernaufgabe.
Einen Überblick von thematischen Lernaufgaben mit unterschiedlichen Schwerpunkten finden Sie hier →.
Beitrag erstellt von:
Verena Plomer