Ausgangslage: Wie kann ein Literaturklassiker wie Shakespeares Historientragödie Richard III mit filmischen Mitteln neu interpretiert und in die Moderne geholt werden? Ich habe es mit meiner 10. Klasse ausprobiert. 

Julia Truike, Felix Mayer, Phillip Rohmberger und weitere SchülerInnen

Best-Practice-Beispiel (Englisch, Klasse 10): Eine Shakespeare-Szene neu interpretieren und als Kurzfilm umsetzen: Richard III V,3 Ghost scene.

Projektbeschreibung

Nach eingehender Beschäftigung mit dem literarischen Original verfassten die SchülerInnen arbeitsteilig Drehbuch und Storyboard. Ziel der Neuinterpretation der Ghostscene aus Richard III war es, typische dramaturgische Elemente des Werks und Charakteristika der Hauptfiguren in neues Licht zu setzen:

  • Rachel als gleichermaßen faszinierender wie auch abstoßender Charakter
  • Monologe der Hauptfiguren (Bill, Rachel) / Spiel mit der Kamera und dem Rezipienten
  • Träume und Illusionen / Geistererscheinungen
  • Verfluchung der Hauptfigur Rachel: „Despair and die!
  • Gewissensfrage des Protagonisten (Rachel) und Kontrastierung mit dem moralisch integren Antagonisten (Bill)
  • Foreshadowing / Vorausschau auf Ausgang der Geschichte: Offenes Ende des Kurzfilms durch nicht erkennbare Identität des Toten (Bill? / Rachel?)

Zentrale literarische Motive waren das Streben nach Macht und Anerkennung, das Kämpfen für seine Ziele, die Gleichgültigkeit gegenüber der Liebe und der gewaltsame und rücksichtslose Aufstieg eines Ungewollten, allesamt verkörpert durch die weibliche Protagonistin Rachel.

Die Wahl der weiblichen Protagonistin bricht bewusst mit dem Cliché, dass die oben genannten Motive typisch männliche seien. Die Gräueltaten von Rachel werden in einer mafiösen Drogenwelt verortet, in der Gewalt und bedingungsloser Aufstieg an der Tagesordnung sind. Durch die Verortung des Kurzfilms in Houston, Texas wird die Problematik der Todesstrafe in einigen Staaten der USA angeschnitten. Die Fragestellung, ob ein solches Strafmaß angemessen ist, bleibt offen.

Die Durchführung des Projekts war von einem ausgeprägten Teamgeist und viel, auch außerunterrichtlichem Engagement geprägt. Zu erwähnen sind die zwei ganztätigen Drehtage in der Medienbox, einem Film- und Aufnahmestudio für pädagogische Zwecke der Stadt München. Weiterhin trugen einzelne Schüler durch ihren besonderen Einsatz im Filmschnitt und in der Postproduktion maßgeblich zum gelungenen Abschluss des Projekts bei.

Die verwendete Filmmusik wurde von zwei Schülern mithilfe des Programms garage band selbst komponiert, des Weiteren wurden lizenzfreie foley sounds im Internet gesucht.

Florian Schubert, Vera Angort, Nico Kohlbecher, Felix Mayer, Sarah Fischer, Lina Baur und weitere SchülerInnen
Florian Schubert, Vera Angort, Felix Mayer, Sarah Fischer, Lina Baur und weitere SchülerInnen

Projektplanung

Es lohnt sich mit externen Partnern zusammenzuarbeiten, um technische und pädagogische Unterstützung bei der Projektdurchführung zu bekommen. Meine Klasse und ich wurden unterstützt vom pädagogische Team der Medienbox (Film- und Tonstudio des pädagogischen Instituts München). 

Dreh diverser Außen- und Innenszenen

Projektabschluss und Wettbewerbseinreichung

Es lohnt sich den fertigen Film bei Schülerfilmwettbewerben einzureichen. Eine Wettbewerbsteilnahme schafft nicht nur eine klare zeitliche Terminierung, sondern bringt die Lernenden auch in Kontakt mit außerschulischenPartnern und öffnet den Horizont durch die Auseinandersetzung mit anderen Wettbewerbsbeiträgen. 

Mit dem Beitrag erzielten die Schülerinnen und Schüler der 10d den dritten Platz im bundesweiten Shakepics-Filmwettbewerb 2016/2017.

Sie sind bestimmt schon gespannt auf das Endprodukt. Film ab!

Schlusswort: Als Erinnerung an das Projekt überraschten mich meine SchülerInnen mit einem Making-Of-Video, das eine schöne Erinnerung an die gemeinsame Projektarbeit ist. Eine tolle Idee für den Projektabschluss!