Ausgangslage: Partner- und Gruppenarbeit ist wichtig für das soziale Lernen. Im Präsenzunterricht arbeiten unsere Lernenden häufig kooperativ und im Team. Ein Expertenpuzzle ist eine klassische kollaborative Methode im Präsenzunterrricht. Die Erarbeitung der Themen in den Expertengruppen erfordert jedoch viel Zeit.
Mit dem Flipped Classroom-Modell kann kooperatives Arbeiten nicht nur synchron sondern auch asynchron im Blended Learning umgesetzt werden! Sie gewinnen nicht nur Zeit im Präsenzunterricht, sondern motivieren Ihre Lernenden durch das kollaborative Arbeiten in der Hausaufgabe. Im Folgenden zeige ich Ihnen auf wie es gelingen kann.
Mithilfe eines Text-Etherpads eine arbeitsteilige Gruppenarbeit in der Hausaufgabe fortführen
Best-Practice: 10. Klasse Französisch, Thema „amitié franco-allemande / deutsch-französische Freundschaft“
Das Thema „amitié franco-allemande“ wird neu eingeführt, dabei erarbeiten sich die SchülerInnen in Expertengruppen eigenständig das Thema auf Basis diverser Texte und Medien.
Im Anschluss gestalteten die Schüler:innen zu jedem Expertenthema eine Unterseite eines kollaborativen Wikis und präsentierten das Thema im Plenum.
Expertenpuzzle im analog-traditionellen Unterricht
So läuft ein Expertenpuzzle im analog-traditionellen Unterricht ab. Es wird bereits optisch anhand der fünf Phasen deutlich, dass für die Einteilung, Erarbeitung, Sicherung und Präsentation viel Zeit im Präsenzunterricht aufgewendet werden muss.
Die Hausaufgabe wird meist losgelöst vom Expertenpuzzle gestellt, ein Weiterarbeiten ist kaum möglich, da keine Rücksprache der Gruppenteilnehmer:innen möglich ist und oft nicht alle Arbeitsmaterialien nicht vorliegen.
Expertenpuzzle im Blended Learning
Im Blended Learning werden synchrone und asynchrone Arbeitsphasen flexibel und passgenau kombiniert, sodass ein fortlaufendes Arbeiten auch in der Hausaufgabe möglich ist.
Asynchrone Arbeitsphasen werden für die eigenständige Erarbeitung, Teamabsprachen, sowie die Sicherung der Expertengruppen genutzt. So wird die Zeit des häusliche Lernens effektiv genutzt und Zeit im Präsenzunterricht gewonnen. Zentrale Arbeitsphasen wie die Gruppeneinteilung oder die Präsentation vor dem Plenum werden im Präsenzunterricht durchgeführt, sodass die Lehrkraft Rückmeldung geben kann und eine Qualitätssicherung erfolgt.
Arbeitsteilige Gruppenarbeit im Blended Learning Schritt für Schritt
Phase 1: Gruppeneinteilung
Phase 1: Das Oberthema wurde in fünf Unterthemen aufgeteilt. Jeder Schüler / jede Schülerin beschäftigt sich zunächst eigenständig mit einem ihm / ihr zugewiesenen Thema. Die Lehrkraft stellt Medien (Texte, Audios, Videos, Hypertexte) zur Verfügung. Der Schüler / die Schülerin trägt wichtige Aspekte zum Thema zusammen. Leitfragen unterstützen ihn / sie.
Beispiel: Lernende mit Thema 1 beschäftigen sich mit dem Thema „Première Guerre Mondiale / Erster Weltkrieg“ und nutzen die angegebenen Medien als Informationsquellen.
Phase 2: Eigenständiges Arbeiten der Expertengruppen in der Hausaufgabe
Alle Lernenden, die demselben Thema zugewiesen wurden, bilden eine Expertengruppe und arbeiten in der Hausaufgabe im Team: Sie tragen ihre Aspekte zu den Leitfragen in einem kollaborativen E-Pad zusammen.
Als Lehrkraft richten Sie hierfür für jede Expertengruppe ein E-Pad ein und lassen Ihren Lernenden den Link bereits mit der Aufgabenstellung in Phase 1 zukommen.
Phase 3: Zusammenführung der Ergebnisse in den Expertengruppen
Die Lernenden treffen sich nach dieser Phase des eigenständigen Arbeitens und vergleichen ihre Ergebnisse. Die Ergebnissse können durch zusätzliche Internetrecherche ergänzt werden.
Variante 1: Synchrone Umsetzung
Die Expertengruppe bespricht sich im Präsenzunterricht an Gruppentischen.
Variante 2: Asynchrone Umsetzung
Die Expertengruppe bespricht sich außerhalb der Präsenzzeit in einer Videokonferenz.
Die Lehrkraft kann sich in dieser Phase zu den Konferenzen zuschalten, um Unterstützung zu bieten.
Als Lehrkraft richten Sie hierzu für jede Expertengruppe einen Konferenzraum / Kanal (MS Teams) ein und lassen Ihren Lernenden den Link bereits in der Aufgabenstellung zukommen.
Phase 4: Weiterentwicklung der Ergebnisse in kompetenzorientierten Anschlussaufgaben
Die so kollaborativ zusammengetragenen Ergebnisse können nun für Anschlussaufgaben verwendet werden, zum Beispiel so:
- Erstellung eines Online-Lexikons / Wikis (Mehr zu Wikis →)
- Verfassen eines landeskundlichen Artikels
- Vertonung als Podcast (dokumentarischer Hörtext über das Thema)
In Mischgruppen können die Lernenden ihre Ergebnisse anderen Klassenkameraden präsentieren (Mehr zu digitalen Gruppenpuzzlen → ).
Weitere Einsatzmöglichkeiten von E-Pads
- Sammlung von Pro-Kontra-Argumenten zu einem Thema
–> Vorbereitung eines argumentativen Aufsatzes, einer Rezension, eines Kommentars - Kreative Schreibaufträge, die im Tandem / zu Dritt gelöst werden sollen:
- Fortsetzung des Dialogs im Film / Roman / Theaterstück schreiben. Jede/r SuS hat eine eigene Rolle: Rotkäppchen = rot, Wolf = blau, Großmutter = grün, …
- Kettengedicht schreiben
- Verständnis von Texten und Sammlung von wichtigen Fakten zu einem Thema:
- Zusammenfassen eines Textes
- Faktensammlung nach eigener Recherche
- Zusammenfassen der Inhalte eines Audios oder Videos
- Erstellung einer Wortliste zu einem Thema
–> Vorbereitung zur Erstellung eines Mindmaps, einer Wortwolke; ggf. Rolleneinteilung in Schreiber/in, Fehlersucher/in, Gruppier/in …
Mehr zum Wort- und Assoziationswolken finden Sie hier →
- Sprachliche Überarbeitung von beantworteten Fragen zum Text:
Rolle 1: Sprachkorrektor/in, Rolle 2: Zitierer, Rolle 3: Logik und Struktur, …
Beitrag verfasst von: Verena Plomer